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REZENSION: Paul Clark, Die Gründung von Pfingstgemeinden in Deutschland 1945-2005. Implikationen für intentionale Mission im 21. Jahrhundert. Bad Dürkheim: Priority Publishing, 2011.

von Gottfried Sommer

Pastor Paul Clark, mir persönlich bekannt durch seine langjährige Arbeit als Gemeindegründer und Regionalleiter im BFP (Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden), hat mit seiner Dissertationsschrift „Die Gründung von Pfingstgemeinden in Deutschland 1945-2005 – Implikationen für intentionale Mission im 21. Jahrhundert“ einen wichtigen Beitrag sowohl für die geschichtliche als auch für die missiologische Erforschung der deutschsprachigen Pfingstbewegungen geleistet.

Wenngleich der einführende Teil immerhin über sechs Kapitel und 72 Seiten recht lang erscheint, ist er dennoch wichtig, besonders für amerikanische Leser, welche die besondere Situation des Freikirchentums in Deutschland nur schwer erfassen können und auch die fünf untersuchten Bewegungen nicht kennen. Clark irrt allerdings mit der Behauptung, dass Freikirchen in Deutschland erst im 19. Jahrhundert initiiert wurden (S.35), da wir schon in der Täuferbewegung der Reformationszeit lebendige, wenngleich verfolgte Freikirchen vorfinden, von denen es die Mennoniten immer noch gibt. Auch unterschätzt er meiner Meinung nach die Bedeutung der zahlreichen pietistischen Konventikel, welche mit Recht als Vorformen des Freikirchentums angesehen werden können und wie auch der Radikalpietismus zeitweise beachtlichen Zulauf hatten.

Wichtig ist der allerdings kurzgeratene methodische Teil des Werkes, der weitere Gemeinden dazu ermutigen könnte, selbst eine Gemeindechronik zu erstellen, da ersichtlich wird, dass eine solche zu den Grundbausteinen geschichtlicher und missiologischer Forschungsarbeit gehört.

Dass Clark den Mülheimer Verband, seit 1998 im Namen ergänzt durch die Erweiterung „freik.-ev. Gemeinden“, mit zu den Pfingstbewegungen zählt, mag verwundern, da der MV seit 2002 nicht mehr zum Forum freikirchlicher Pfingstgemeinden gehört. Trotzdem ist es richtig gewesen, ihn in die Studie aufzunehmen, da er nicht nur über jahrzehnte zu den klassischen Pfingstgruppierungen in Deutschland zählte, sondern inhaltlich nahe bei dem geblieben ist, was ursprünglich pfingstliches Selbstverständnis bedeutete.

Nicht zu überschätzen ist das gelieferte statistische Material, das den Kern der Forschungsarbeit darstellt und noch für viele Studien nützlich sein kann. So legt zum Beispiel die Beobachtung, dass von 500 zwischen 1945 und 2005 gegründeten Gemeinden nur insgesamt 46 von ausländischen Missionaren zu verantworten den weitgehend indigenen Charakter der deutschsprachigen Pfingstgemeinden nahe. Beachtlich ist auch, dass immerhin 36 BFP Gemeinden ihre Ursprünge in ehemals innerkirchlichen charismatischen Gruppierungen hatten. Clark Arbeit beinhaltet über 19 Tabellen über verschiedene Arten und Anlässe von Gemeindegründungen, meist mit kurz gefassten historischen Daten versehen. Viele dieser Einträge findet man in keinem anderen bisherigen Werk.

Gemeindegründer mit ihrer spezifischen Intention agieren eher pragmatisch, von daher ist es nur folgerichtig, dass Clark aus dem statistischen Material Empfehlungen organisatorischer Art gewinnt. Ecclesia und die Volksmission entschiedener Christen sind vor Jahren als eigenständige Organisationen in den BFP eingetreten und haben ihre gewachsene Struktur beibehalten. Clark urteilt, dass dadurch weniger Synergieeffekte als bei einer vollständigen Eingliederung gewonnen wurden und letztere deshalb zu empfehlen wäre. Jedoch würden dadurch über jahrzehnte gewachsene Strukturen aufgelöst. Der BFP ist eine Sammlungsbewegung und Hinweise auf strittige Lehrströmungen werden von seinen Vertretern oft mit dem Satz beantwortet: „Das müssen wir aushalten!“. Für diejenigen, die mit einer solchen Haltung Schwierigkeiten haben, kann eine kleinere Organisation mit gewachsener Struktur und spezifischen lehrmäßigen Schwerpunkten wie z.B. der Volksmission entschiedener Christen mit ihrer besonderen Nähe zum württembergischen Pietismus eine Hilfe sein. Deshalb könnten die Sondermodelle Ecclesia und Volksmission weiterhin ihre Berechtigung haben. Können hier Zahlen allein ein Argument darstellen? Clark argumentiert hier, dass der BFP zwischen 1990 und 2005 viermal so viele Gemeinden gründen konnte als Volksmission und Ecclesia zusammen, allerdings ist er auch dreimal so groß.

Clark ist in seiner Dissertationsschrift bemüht, nicht nur Daten zu präsentieren, sondern Vorschläge und Lösungen anzubieten, damit besonders Pfingstgemeinden den Missionsauftrag in besonderer Weise wahrnehmen, regt aber auch vergleichende Studien mit dem Gemeindegründungsmodell der ebenfalls wachsenden Freien Evangelischen Gemeinden an. Im Anhang des Buches finden sich auch hilfreiche Zusammenfassungen von Studien über den Rückgang des Christentums in Europa und eine Analyse bezüglich mangelnder Bekehrungen in deutschsprachigen Pfingstgemeinden. Besonders auffällig an dieser Studie des BFP-Pastors Lothar Kraus ist die Erkenntnis, dass im Jahr 2006 nur 27% aller neuen Mitglieder in den 475 Gemeinden des BFPs Neubekehrte waren. Aus dieser Studie ging ebenfalls hervor, dass nur noch ca 7% der im Gottesdienst hörbaren Gaben Zungengebet und Auslegung aufmachen, welche doch eigentlich als Proprium der Pfingstbewegung gelten.

ISBN:978-3-943418-00-2
280 Seiten
Preis: €16,95
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Zuletzt verändert: 29.07.2013 21:02