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REZENSION: Ludwig David Eisenlöffel, Freikirchliche Pfingstbewegung in Deutschland. Innenansichten 1945 – 1985. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2006. (Kirche – Konfession – Religion; 50)

von Sven Brenner

In den vier Teilen seines Buches skizziert Ludwig David Eisenlöffel Innenansichten über die Entwicklung der freikirchlichen Pfingstbewegung in Deutschland über einen Zeitraum von 40 Jahren. In einem ersten Teil beschreibt er den Prozess der Sammlung der verstreuten Pfingstgläubigen. Augenmerk legt der Autor dabei auf die Entstehungsgeschichte der Arbeitsgemeinschaft der Christengemeinden in Deutschland (ACD), die 1982 in 'Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP)' umbenannt wurde, sowie in Teil 2 auf weitere Entwicklungen. Teil 3 befasst sich mit den zwei Standbeinen der ACD, aufgrund derer die ACD ihr eigenes Profil entwickelte und festigte. Diese waren das Theologische Seminar Beröa, und die sogenannten Brüdertagungen.

„Geistliche Themen“ aus dem Bereich der biblischen, praktischen, moralischen, ökumenischen und missiologischen Theologie sowie umstrittene Glaubensfragen, die unter anderem Inhalt dieser Konferenzen waren, werden zusammenfassend beschrieben. Der Autor berichtet weiterhin über die verschiedenen Arbeitszweige der ACD, um dann im letzten Teil die zwischenkirchlichen Gespräche mit der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK), der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), der Innerkirchlichen Charismatischen Bewegung (ICB), der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) und des Forums Freikirchlicher Pfingstgemeinden (FFP) zu skizzieren. Im Anhang folgen wichtige Texte aus Geschichte und Gegenwart der ACD/BFP, die einen hohen dokumentarischen Wert besitzen.

Unter Mitarbeit der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen wurde das Buch vom Konfessionskundlichen Institut des Evangelischen Bundes herausgegeben. Das fachkundige Vorwort wurde von Reinhard Hempelmann verfasst. Teile der Publikation wurden als Doktorarbeit im Fachbereich Theologie und Philosophie der Life Christian University in Tampa, Florida vorgelegt und 2004 angenommen.

L.D. Eisenlöffel berichtet als Zeitzeuge und Vertreter der Pfingstbewegung. Er selbst hat durch seine langjährige Tätigkeit als Leiter und Direktor des Theologischen Seminars Beröa des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) in Erzhausen bei Darmstadt sowie in seinen verschiedenen Funktionen (Beisitzer, Sekretär und stellvertretender Vorsitzender des Präsidiums des BFP sowie als Geschäftsführer des Forums Freikirchlicher Pfingstgemeinden (FFP)) maßgeblich deren Geschichte mitgestaltet, obgleich er 1984 die persönliche Mitgliedschaft im BFP aufgrund seiner Ehescheidung verlor.

Grundlage seiner Ausführungen sind hauptsächlich Protokolle, Briefe sowie andere wichtige Quellen des BFP-Archivs in Erzhausen. Zusätzlich fließen persönliche Erfahrungen und Erinnerungen mit ein.

Der Autor erstellt eine sorgfältige geschichtliche Datensammlung und zeigt dabei ein besonderes Interesse an den beteiligten Personen und konkreten historischen Abläufen. Somit werden Personen und Ereignisse gewürdigt, die an der beschriebenen Entwicklung maßgeblich beteiligt waren.

Das vorliegende Werk stellt eine Sicht der Geschichte der Pfingstbewegung in Deutschland dar, die bereits vorliegende Darstellungen um eine bedeutsame wissenschaftliche Reflexion von innen heraus ergänzt. Erstmalig wurden sowohl der Zeitabschnitt von 1945 bis 1985 als auch die Entstehung des Forums Freikirchlicher Pfingstgemeinden (FFP) sowie zwischenkirchliche Beziehungen so detailliert dokumentiert.

Die nötige Selbstdistanz des Autors, aber auch seine ökumenische Gesinnung, wird in seinen Darlegungen erkennbar. Allerdings weist Reinhard Hempelmann in seinem Vorwort darauf hin, dass es in Auseinandersetzungen nicht möglich ist, auf Parteinahme zu verzichten. Eine gewisse Perspektivität schlägt sich in dieser Darstellung daher durchaus nieder (S. 14). Vielleicht aber gerade wegen dieser Innenansicht ist das vorliegende Werk für all diejenigen, die sich für die Geschichte der freikirchlichen Pfingstbewegung in Deutschland, ihre zwischenkirchlichen Gespräche mit anderen kirchlichen Gruppen sowie die Entstehung des Forums Freikirchlicher Pfingstgemeinden (FFP) interessieren, eine Fundgrube wichtiger Informationen. Insbesondere im Blick auf die Entstehung des Forums Freikirchlicher Pfingstgemeinden erfährt der Leser interessante Details über die Ansichten, Beteiligungen und Verbindungen mit deutschen Pfingstgruppen, wie die Apostolische – Urchristliche Mission (AKUM), den Christlichen Gemeinschaftsverband Mülheim/Ruhr (CGV), die Gemeinde Gottes (Church of God, Cleveland Tennessee) (GeGo) und die Volksmission entschiedener Christen (VMeC) sowie anderen unabhängigen Gemeinden und Werken.

Ludwig D. Eisenlöffel liefert hiermit eine Darstellung eines Pfingsttheologen, die nicht nur die eigene Geschichte skizziert, sondern sie auch reflektiert. Diese Arbeit ist ein wichtiger Beitrag für die Kirchengeschichte in Deutschland und ein unverzichtbares Werk zu einem besseren Verständnis der Pfingstbewegung.

Zuletzt verändert: 28.09.2010 22:24